Es gibt Computerspiele, die es schaffen, Interesse für ein Thema zu wecken. “The Secret World” ist so eines. Wie bei Online-Rollenspielen üblich, erstellt man eine Spielfigur und betritt eine Fantasiewelt. Dort erlebt man Abenteuer, oft gemeinsam mit anderen Spielern.
Die Handlung der “geheimen Welt” spielt nicht in einer Fantasy- oder Science-Fiction-Welt, sondern in unserer Welt zur jetzigen Zeit. Etwas Böses droht in die Realität einzudringen und der Spieler hat die Aufgabe, dies zu verhindern. Dazu müssen Missionen an verschiedenen Orten auf dem Globus bewältigt werden. Einer dieser Orte ist Ägypten. Dort erfährt man als Spieler, dass der lange verstorbene Pharao Echnaton versucht hat, das Böse in unsere Welt zu bringen, durch seine Verehrung für den Sonnengott Aton.
Ausflug in die Geschichte. Der historische Echnaton kam als Amenhotep IV zur Welt, Sohn von Vater Amenophis III und Mutter Teje. Er heiratete Nofretete, Tutanchamun war sein Sohn.
Echnaton hat tatsächlich Aton zum Hauptgott erhoben. Bei diesem Henotheismus (auch Monolatrie genannt) gibt es zwar einen wahren Gott, aber andere Götter werden nicht von vornherein ausgeschlossen wie etwa bei Monotheismus. Die enge Verbindung zu Aton schlägt sich bei Echnaton in seinem Namen wieder: Echnaton, oder Ach-En-Aton bedeutet “der dem Aton dient”. Echnaton diente Aton, indem er für ihn Tempel bauen ließ. Außerdem ordnete er auch den Bau der neuen Hauptstadt Achet-Aton (heute Amarna) an.
Das Motiv für die Religionsreform ist nicht endgültig geklärt. Vielleicht bestanden religiöse Gründe – immerhin hat sein Vater bereits eine große Verehrung zum Sonnengott gezeigt. Vielleicht wollte er die Priesterkaste entmachten. Durch die Umstellung wurden die Pharaonen nämlich wieder zu den Vertretern Gottes auf Erden, die keiner Priester bedurften. Nach dem Tod von Echnaton ging man wieder zu der alten Religionspraktik zurück und seine Reformen wurden abgelehnt und zurückgenommen. Die nachfolgende Dynastie erklärte ihn sogar zum “Feind”.
Und im Spiel? The Secret World greift viele Aspekte aus dem Leben von Echnaton auf. Man betritt die Ruinen von Amarna und begegnet dort Echnatons Vater. Auch seine Geschwister treten auf. Als Spieler muss man für sie und Andere Missionen erledigen.
Eine Besonderheit sind die Rätselmissionen, zu deren Lösung man auf den im Spiel eingebauten Webbrowser angewiesen ist. Bei einer solchen Rätselmission ist nach vielen Vorarbeiten “Das Ritual der Abstammung” durchzuführen. In der Spielwelt betritt man Tempelruinen und gelangt in einen Raum mit sechs Statuen, daneben jeweils eine Tafel mit Hieroglyphen. Was tun? Im Ritualtext heißt es: “Bete zu meinem alten Namen”.
Wir wissen ja bereits, dass Echnaton früher Amenhotep hieß, aber welche Hieroglyphe ist das? Auf der Wikipedia-Seite steht, dass Pharaonen zur Zeit Echnatons fünf Namen hatten:
Name/Titulatur vor der Umbenennung (1. Regierungsabschnitt, Jahr 1 bis 5) |
Name/Titulatur nach der Umbenennung (2. Regierungsabschnitt, ab Jahr 6) |
---|---|
Horusname – Diesen Namen erhält der König bei der Thronbesteigung | |
Starker Stier, mit hohem Federnpaar |
Geliebt von Aton |
Nebtiname – Dieser Name verdeutlicht, dass der König über beide Ägypten, das Obere und das Untere, herrscht. | |
Groß an Königtum in Karnak | Groß an Königtum in Achet-Aton |
Goldname – Der goldene Horusname steht vermutlich für die Göttlichkeit des Pharao. | |
Der die Kronen erhebt in Süd-Heliopolis(Hermonthis) | Der den Namen des Aton emporhebt |
Thronname – Der Name, der bei der Krönung verliehen wurde. | |
Mit vollkommenen Gestalten, Einziger des Re |
Mit vollkommenen Gestalten, Einziger des Re |
Eigenname | |
Amunhotep Amun ist zufrieden, Gott und Herrscher von Theben |
Echnaton Der Aton dient / nützlich ist; Strahl / Glanz des Aton |
Der “alte Name” ist also der Name, den Echnaton benutzt hat, als er sich noch Amenhotep nannte. Und tatsächlich: Im Spiel gibt es Tafeln mit Hieroglyphen für den Horusnamen, den Goldnamen und den Eigennamen, vor der Umbenennung und danach. Betet man die Statuen von vor der Umbenennung an, ist das Rätsel gelöst und das Ritual vollendet.
Fazit. The Secret World zeigt, dass man nicht auf Fantasiewelten angewiesen ist: Die Geschichte bietet viel Stoff für moderne Unterhaltung. Wenn nebenbei auch noch das Interesse geweckt wird, etwas mehr zu erfahren, um so besser.
Quellen: Wikipedia, The Secret World, Spielerforum, Youtube