Quoten, Sportwetten, Dopamin

Quoten. Zu Großereignissen wie der Fußball-WM hört man viele Einschätzungen und noch mehr Meinungen über den Ausgang der Spiele. Wenn man jedoch an ernsthaften Prognosen interessiert ist, bleibt nur eine Quelle: Sportwetten.

Bei einem Fußballspiel sieht eine Wette z.B. so aus:

Deutschland gewinnt Unentschieden (X) Ghana gewinnt
1,28 5,75 9,00

(Gesehen bei einem Online-Wettanbieter, 21.06. 9:00 Uhr)

Der Buchmacher zahlt also das 1,28-fache des Einsatzes aus, wenn Deutschland gewinnt. Die Quote ist eine Einschätzung des Buchmachers darüber, wie wahrscheinlich der jeweilige Spielausgang ist.

Wie kann man die Wahrscheinlichkeiten ausrechnen? Indem man die Kehrwerte der Quoten addiert:

D X GH  Summe
1 / 1,28 = 0,78 1 / 5,75 = 0,17 1 / 9,00 = 0,11 1,06

Eigentlich sollte die Summe aller Wahrscheinlichkeiten 1,00 ergeben, da es nur drei Spielausgänge gibt. Die 0,06 (also 6%) in diesem Beispiel sind die Marge, die der Buchmacher aufschlägt. Wenn wir jetzt davon ausgehen, dass der Buchmacher seine Marge auf alle Ereignisse gleich verteilt (das wird vermutlich nicht stimmen!), dann erhalten wir als Wahrscheinlichkeiten:

D X GH Summe
0,78 / 1,06 = 0,74 0,17 / 1,06 = 0,16 0,11 / 1,06 = 0,10 1,00

Natürlich kann man auch ohne die Rechnerei sofort sehen: Dort, wo Quote gering (die Wahrscheinlichkeit hoch) ist, ist das wahrscheinlichste Ereignis aus Sicht des Buchmaches.

Sportwetten an der Börse. Wenn nun alle, die bei diesen Buchmacher eine Wette abschließen, auf Deutschland setzen, hat der Buchmacher ein Problem, wenn Deutschland tatsächlich am Ende gewinnt.

Der Buchmacher ist daher bestrebt, ein ausgeglichenes Buch zu haben, d.h. es soll auf allen möglichen Ausgängen der Wette so viel Geld gesetzt sein, dass Ein- und Auszahlung sich die Waage halten. Dann ist es egal wie das Spiel ausgeht, er verdient er an der Marge.

Um nun zum ausgeglichenen Buch zu kommen, können bei einer Sportwettbörse die fehlenden Wetten abgeschlossen werden. Wettbörsen sind Plattformen im Internet, bei denen Wetten gehandelt werden.  Ob man eine Wette anbietet oder eine Wette annimmt, ist letztlich egal: Man überlegt sich ein Ereignis, z. B. einen Spielausgang, einigt sich über Quote und Einsatz und schließt die Wette ab.

Es gibt einige Untersuchungen (ja, auch wissenschaftliche!), die gezeigt haben, dass Börsen bessere Prognosen abliefern können als z. B. Umfragen. Ein Grund dafür ist, dass solche Börsen allein die Richtigkeit der Prognose belohnen. Natürlich reicht dies nicht unbedingt aus, denn wenn die Masse der Marktteilnehmer bzw. die Masse des Geldes im Markt auf dem falschen Dampfer ist, ist die Prognose entsprechend falsch.

Dopamin. Wer beim Wetten gewinnt, wird wahrscheinlich ein Glücksgefühl erleben. Je nach Persönlichkeit und Konstitution kann das schon ein Anreiz sein, die nächste Wette abzuschließen. Suchtgefahr besteht. Je kürzer die Zeit zwischen Wettabschluß und Ergebnisbekanntgabe (bzw. Auszahlung), um so größer die Gefahr. Live-Wetten sind daher besonders problematisch. Aus dem Grund sind die in Deutschland staatlich organisierten Glücksspiele und Wetten reglementiert. Neurologische Forschungen haben gezeigt, dass ein kleiner Einsatz bei einer relativ langen Laufzeit -wie beim Lotto- harmlos zu sein scheint.

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