Die Erstürmung der Bastille gilt als ein wichtiges Ereignis der französischen Revolution. Am Vortag des 14. Juli 1789 kam es zu ersten gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Ordnungsmacht. Die Bürger bewaffneten sich im Invalidenhaus und begaben sich dann zur “kleine Bastion”. Dort verlangten sie die Herausgabe des eingelagerten Schießpulvers. Es kam zu einem Gefecht, bei dem mehr als 90 Menschen starben. Den Bürgern gelang es jedoch im zweiten Anlauf, die Bastille einzunehmen. Das Schießpulver wurde geplündert und die wenigen Gefangenen, die dort einsaßen, befreit.
So weit bekannt. Dass aber der Tag in die Geschichte einging, ist wohl vor allem dem findigen Bauunternehmer Pierre-François Palloy (1755–1835) zu verdanken. Er wurde mit dem Abriss beauftragt und machte sogleich ein Geschäft daraus: Er ließ seine Arbeiter aus den Abbruchsteinen kleine Modell-Bastilles herstellen. In jedes der 83 Departements schickte der “Patriot Palloy” eines. Zahlreiche Minister und sogar König Ludwig XVI erhielten ein Exemplar. George Washington soll ebenfalls beliefert worden sein.
Aus dem Metall der Eisenketten ließ er Broschen, Münzen, Ohrringe für die Damen und Manschettenknöpfe und Schnupftabaksdosen für die Herren herstellen, immer mit Bastille-Motiv.
Palloy organisierte gegen Gebühr Führungen durch die Bastille und zeigte dabei den legendären Kerker. Nachgemachte Skelette dienten als Requisiten. Es gab sogar Feste und Aufführungen, bei denen die Erstürmung nachgespielt wurde. Mit Reden und eigens gemalten Bildern versuchte Palloy, das Ereignis ideologisch aufzuwerten und als Sieg des Volkes über das alte Regime, das Ancien Regime, darzustellen.
Man sieht: Marketing ist keine Erfindung der heutigen Zeit…
Quellen: Blog, Wikipedia, WDR5 Zeitzeichen