Ideen mit Verbreitungswert

Seit April 2007 gibt es TED.com, eine Seite im Internet, auf der interessante Vorträge kostenlos und ohne Anmeldung für jeden zugänglich sind. Die Themen reichen von Technologie, Wissenschaft über Politik, Wirtschaft, Kunst, Kultur bis zur Komik. Ein typischer Vortrag ist nicht länger als 18 Minuten. Mittlerweile gibt es über 1000 Videos, und viele davon haben auch deutsche Untertitel.

565px-TED_wordmark.svgTED steht für Technologie, Entertainment und Design und ist eine internationale Konferenz, die 1984 von dem Architekten und Designer Richard Wurman gegründet wurde. Zunächst lag der Fokus auf Technik und Design, mit entsprechenden Fachvorträgen. Ab 1990 fand die Konferenz jährlich statt und wurde um die Themen Wissenschaft, Philosphie, Musik und Religion erweitert. Die Teilnehmerzahlen nahmen beständig zu. Aus Altersgründen suchte Wurman einen Nachfolger und übergab die Leitung von TED im Jahr 2000 an die Sapling Stiftung. Chris Anderson ist der Kopf der Stiftung, deren Zweck darin besteht, „großartige Ideen zu verbreiten”. Getreu dem Motto gibt es seit 2007 die Webseite mit den aufgezeichneten Vorträgen, die TED einem viel größeren Publikum bekannt gemacht hat. Nach wie vor findet die Konferenz an der nordamerikanischen Pazifikküste statt (2015 in Vancouver). Es gibt jedoch zahlreiche Ableger, die überall auf der Welt gehalten werden.

Trotz der Erfolge gibt es auch die Kritik, TED sei ein elitärer Zirkel. Die Jahresmitgliedsgebühr beträgt derzeit 8.500 Dollar und es werden nur Personen zugelassen, die „in die Gemeinschaft passen”. Ebensogut kann TED die Mitgliedschaft ohne Angaben von Gründen wieder kündigen.

Der Titel „Ideen mit Verbreitungswert” ist Programm. In jedem Vortrag steht eine konkrete Idee im Vordergrund. Die Videos starten sofort mit dem Vortrag, es gibt keine Begrüßung, Einleitung oder Vorstellung. Wer etwas über die Person, die da vorträgt, erfahren möchte, muss auf der Webseite des Vortrags nachlesen.

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Hans Rosling

Das Archiv verfügt über zahlreiche gute Vorträge. Zum Beispiel von Hans Rosling “The best stats you’ve ever seen“. Er nimmt Zahlen von UNO und Weltbank und bereitet diese in eindrucksvoller grafisch Weise auf. Durch die bessere Darstellung zeigt er, in welchen Entwicklungs- und Schwellenländern sich Wohlstand gebildet hat (und in welchen nicht). So ist beispielsweise das Vorurteil, Afrika gehe es schlecht, falsch. Es gibt dort Länder, die perfekt als Urlaubsland für den anspruchsvollen Europäer geeignet sind, und andere, die nicht aus der Armut herauskommen. Dank der Zahlen und Grafiken ergibt sich ein viel genaueres und damit besseres Bild.

Es gibt auch humorvolle Beiträge, wie die von Sir Ken Robinson über Bildung und Schulsysteme: “How schools kill creativity” und “How to escape education’s death valley“. Oder Marc Abrahams über einen ganz speziellen Nobelpreis: “A science award that makes you laugh, then think“.

Natürlich sind auch viele ernste Themen vertreten: Zum Beispiel Rose George “Let’s talk crap. Seriously.“, Catherine Crump “The small and surprisingly dangerous detail the police track about you“, Nikolai Begg: A tool to fix one of the most dangerous moments in surgery, Jeremy Howard “The wonderful and terrifying implications of computers that can learn“, William Black ““, Joy Sun “Should you donate differently?“, …

Auch gibt es Vorträge mit praktischen Tipps, zum Beispiel wie man durch Übungen selbstbewusster werden kann: Amy Cuddy “Your body language shapes who you are” oder einfach, wie man sich die Schuhe richtig zubindet.

Sehr kurios ist auch der Beitrag von Thomas Hellum über das langweiligste norwegische Fernsehprogramm und wie es die höchsten Einschaltquoten erreicht hat: “The world’s most boring television … and why it’s hilariously addictive“.

Wer bei der Fülle von Vorträgen den Überblick verliert, kann sich auch per Zufall einen auswählen lassen, oder eine der vielen Listen aufrufen.

Von TED gibt es auch eine App, mit der man sich Vorträge auf das Mobiltelefon oder Tablet herunterladen kann. Wer jemals im Wartezimmer, an der Bushaltestelle, im Zug oder der Straßenbahn Zeit übrig hatte, kann mal eben schnell einen spannenden Vortrag hören.

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